top of page
Stellungnahme von Klipp & Klar

Ausgangslage

Ausgehend von einem Bericht des SRF im Dezember 2021 haben verschiedene Schweizer Medien darauf hingewiesen, dass Verschwörungserzählungen zu ritueller satanistischer Gewalt und Mind Control in der Schweiz kursieren. In diesem Zusammenhang stehen auch mehrere Berichte über Fehlverhalten von Therapeut*innen im Rahmen von Traumatherapien: Ehemalige Patient*innen berichten, dass von ihren Belastungssymptomen ungerechtfertigterweise auf Missbrauchsszenarien im Kontext organisierter Strukturen geschlossen, ihnen durch Suggestion falsche Erinnerungen eingeredet, oder sie gedrängt wurden, den Kontakt zu Vertrauens-personen abzubrechen. Ihre Berichte lassen auf eine schädliche Dynamik zwischen Betroffenen und Fachpersonen schliessen, bei der eine Verschwörungserzählung die Basis der Behandlung darstellt. Wenn die therapeutische Beziehung auf einem solchen Konstrukt beruht, ist es für die Betroffenen überaus schwierig, ihre Entscheidungs- und Handlungsfreiheit aufrecht zu erhalten und sich daraus zu lösen.

Wir setzen uns dafür ein, dass Patient*innen und Fachpersonen über diese Missstände aufgeklärt werden und halten Massnahmen zur Prävention von solchem Fehlverhalten für wichtig und angezeigt. Wir setzen uns für eine Information von Patient*innen ein, damit solche Dynamiken so früh wie möglich erkannt werden – und wir halten eine fundierte Ausbildung von Fachpersonen für wichtig, die besonderen Wert auf die Selbstreflexion in Therapiebeziehungen legt. Wir beobachten auch, dass die verstärkte öffentliche Aufmerksamkeit für das Thema Traumatherapie und der zuweilen polemischen bis sensationalistisch geführte öffentliche Diskurs zu Verunsicherung führt und zur Stigmatisierung von Menschen mit Trauma-folgeerkrankungen beiträgt. Bedauerlich ist zudem, dass im Rahmen der Debatte teilweise fehlerhafte oder irreführende Informationen zu Traumafolgestörungen und Traumatherapie verbreitet werden.

Welchen Beitrag wir leisten wollen

Als Institutionen der Psychiatrie und Psychotherapie, die sich unter anderem auf die Behand-lung von Menschen mit Traumafolgestörungen spezialisiert haben und als Weiterbildungs-zentrum mit einer Spezialisierung auf Traumafolgen wurden wir wiederholt von Patient*innen und Fachpersonen auf das Thema angesprochen. Infolgedessen haben uns entschieden, einige Informationen zum Thema auf unserer Webseite bereitzustellen. Unser Ziel ist es, in dieser Sache klar Stellung zu beziehen und aufzuzeigen, wie Klipp & Klar entsprechendem Fehlverhalten von Fachpersonen vorzubeugen versucht. Wir hoffen Patient*innen und Fachpersonen für das Thema zu sensibilisieren – und möchten einen Beitrag dazu leisten, dass Patient*innen eine fachlich hochwertige und leitliniengerechte Form der Traumatherapie erhalten. Wir unterstützen zudem den Aufruf von Pro Mente Sana nach einer unabhängigen, spezialisierten nationalen Ombudsinstanz für Menschen, die sich in einer psychiatrischen oder psychotherapeutischen Behandlung befinden.

Traumatherapie bei Klipp & Klar

In unseren Institutionen für Psychiatrie und Psychotherapie behandeln wir Menschen mit verschiedenen psychiatrischen, psychologischen und psychosomatischen Symptomen. Besonders spezialisiert sind wir auf das Gebiet Traumafolgen. Im Mittelpunkt unserer Arbeit stehen die Bedürfnisse, das Wohlergehen und die Selbstbestimmung von Menschen in komplexen psychischen und sozialen Problemlagen. Was wir tun, ist darauf ausgerichtet, dass sie bestmögliche Unterstützung und Versorgung erhalten – ob in der Therapie, bei der Arbeit oder in ihrem sozialen Umfeld.

Die traumatherapeutischen Behandlungen orientieren sich an den Werten und dem Behand-lungskonzept von Klipp & Klar, die wir auf unserer Homepage veröffentlich haben. Im Zentrum steht dabei eine wohlwollende, wertschätzendende, sicherheitsgebende Therapiebeziehung auf Augenhöhe. Wir richten unser Handeln danach, was sich als wirksam erweist. Um das zu gewährleisten, orientieren wir uns stets am aktuellen Forschungsstand im Feld, sowie an nationalen und internationalen therapeutischen Richtlinien und Standards der Traumatherapie. Dazu gehören insbesondere:

  • Das in der Schweiz gültige Diagnosemanual ICD-11 (in der Übergangsphase auch noch das ICD-10) der WHO sowie das DSM-5 aus dem angloamerikanischen Sprachraum

  • Die S3 Leitlinie zur posttraumatischen Belastungsstörung der DGPPN (allgemein zur PTSD)

  • Den Behandlungsstandards wie sie im «Handbuch der Psychotraumatologie» beschrieben werden (3. Aufl. 2019, Herausgegeben von Seidler, Freyberger, Glaesmer und Gahleitner, Klett-Cotta)

Je nach Ausbildungsstand nutzen unsere Therapeut*innen vielfältige therapeutische Interventionen und Modelle, die sich mit unserer Haltung und unseren Werten vereinbaren lassen und die sich in ihrer Anwendung bei traumatisierten Menschen als wirksam erweisen. Dazu gehören unter anderem:

  • EMDR (Francine Shapiro: EMDR – Grundlagen und Praxis. 2022. Junfermann Verlag)

  • Methoden der PITT (Louise Reddemann: Imagination als heilsame Kraft. 23. Aufl. 2022, Klett-Cotta)

  • Die Arbeit mit Ego-States (Kai Fritzsche: Ego-State-Therapie bei Traumafolgestörungen, 1. Aufl. 2020, Carl-Auer)

  • Körperorientierte Verfahren (David Emerson: Trauma-Yoga in der Therapie, 1. Aufl. 2015, Probst Verlag)

  • Enaktive Therapie und strukturelle Dissoziationstheorie (Ellert Nijenhuis, Enaktive Traumatherapie, 1. Aufl. 2018, V&R)

Das Ziel unserer Behandlungen ist es, dass wir Menschen, die unter einer Traumafolgestörung leiden, so schonend wie möglich in Richtung einer höheren Lebensqualität und Selbst-wirksamkeit begleiten.

Was nicht Teil unserer Therapie ist

Klipp & Klar bietet keine auf rituelle oder organisierte Gewalt spezialisierten Therapieformen an. Klipp & Klar distanziert sich ausdrücklich von (trauma-)therapeutischen Interventionen, die:

  • für die Entstehung von Traumafolgestörungen und dissoziativen Symptome bestimmte Erfahrungen voraussetzen (z.b. ritueller satanistischer Missbrauch) und die das Vorhandensein dissoziativer Symptome als Beweis für solche Erfahrungen postulieren.

  • auf eine Wiederherstellung von Erinnerungen (im Sinne von Recovered Memory) abzielen, oder auf der Annahme aufbauen, menschliche Erinnerung sei unfehlbar.

  • spezifisch für die Behandlung von Mind Control entwickelt wurden oder auf der Annahme aufbauen, dass eine Bewusstseinskontrolle möglich sei, die über wissenschaftlich gut belegte Formen von Manipulation und Suggestion hinausgehen.

Solche Behandlungsformen widersprechen den für uns handlungsweisenden therapeutischen und ethischen Richtlinien und sind wissenschaftlich nicht fundiert. Wir halten Therapieformen, die auf solchen Prinzipien aufbauen für schädlich und bieten sie nicht an.

Prävention schädlicher Dynamiken in Therapiebeziehungen

Mit folgenden Massnahmen sorgen wir dafür, dass das Risiko für ein Fehlverhalten unserer Mitarbeitenden in therapeutischen Settings möglichst klein bleibt:

  • Behandlungskonzept: Unser Behandlungskonzept definiert verbindliche Standards für psychiatrische und psychotherapeutische Behandlungen bei Klipp & Klar (wzw-Prinzip, leitliniengerechtes Arbeiten, ethische Leitlinien).

  • Therapeutische Guidelines: Klipp & Klar hat Anfang 2023 interne Guidelines eingeführt zum Umgang mit Phänomenen wie Ritueller Gewalt und Mind Control. Unsere Therapeut*innen verpflichten sich,  nach unserem Behandlungskonzept und unseren Werten zu therapieren, spezialisierte Therapieformen zu Mind Control und Ritueller Gewalt zu unterlassen, und sich intern und extern supervidieren zu lassen in Situationen, wo Patient*innen von sich aus von Phänomenen wie Ritueller Gewalt oder Mind Control sprechen.

  • Weiterbildung und Supervision: Unsere Mitarbeitenden besuchen regelmässig interne und externe Schulungen und reflektieren das eigene therapeutische Verhalten im Rahmen von Supervisionsstunden.

  • Meldesystem: Mitarbeitende von Klipp & Klar haben die Möglichkeit, Vorfälle anonym über eine Meldeplattform zu melden. Wir prüfen, diese Möglichkeit auch Patient*innen und externen Fachpersonen, die mit uns zusammenarbeiten, zugänglich zu machen.

  • Psychoedukation: Wir stellen unseren Patient*innen Informationen und Literatur bereit, die wir eingehend auf ihre Eignung geprüft haben. Damit wollen wir Patient*innen darin stärken, Fehlverhalten und Fehlinformationen frühzeitig zu erkennen und sich davor zu schützen.

Woran erkenne ich ein Fehlverhalten von Fachpersonen

Oftmals ist es für Betroffene nicht einfach ein Fehlverhalten einer Fachperson zu erkennen. Aus diesem Grund stellen wir eine Auflistung von Dynamiken zur Verfügung, die auf ein Fehlverhalten hindeuten könnten.

Ein Fehlverhalten von Psychotherapeut*innen könnte vorliegen, wenn:

  • Sie das Gefühl haben, dass Ihr*e Psychotherapeut*in Ihnen versucht seine*ihre Meinung aufzuzwingen.

  • Sie das Gefühl haben, dass Sie manipuliert werden oder das Gefühl bekommen, dass Ihr*e Therapeut*in Ihnen mit einem Behandlungsabbruch droht, wenn Sie den Kontakt zu anderen Menschen nicht abbrechen.

  • Sie den Eindruck haben, dass Ihre Therapeut*in mehr Nähe möchte als Sie.

  • Sie sexuelle Annäherung in der Therapie durch Ihre Therapeutin erleben.

  • Psychotherapeut*innen Ihnen aufgrund Ihrer Symptome traumatische Erfahrungen suggerieren, auch wenn Sie daran keine Erinnerung haben.

  • «Flashbacks», Bilder oder Intrusionen als objektive Wahrheit angenommen werden, ohne die Subjektivität des menschlichen Gedächtnisses zu beachten.

  • Wenn davon ausgegangen wird, dass Sie von Organisationen missbraucht oder misshandelt worden sind, ohne dass es klare Beweise dafür gibt.

  • Wenn Ihr*e Therapeut*in mit Ihnen mit Konzepten wie Programmierung und Mind Control zu arbeiten beginnt.

  • Wenn Sie sich immer abhängiger von Ihrer*m Therapeut*in fühlen und dies nicht reflektieren und verändern können.

Was kann ich als Patient*in tun, wenn ich mich in der psychotherapeutischen Behandlung manipuliert und/oder fehlbehandelt fühle?

Patient*innen von Klipp & Klar können sich in einem ersten Schritt an die therapeutische Leitung (Dr. med. Daniel Dietrich) wenden, um die Situation zu klären.

Sinnvoll wäre es zudem, wenn sich Patient*innen sich an eine externe spezialisierte Ombudsstelle wenden könnten (erneut verweisen wir auf die Aufruf von Pro Mente Sana nach einer Omudsstelle). Allgemein können sich Betroffene bereits jetzt an die Ombudsstellen der Ärztegesellschaften des jeweiligen Kantons richten.

 

Hier geht es zu den Ombutstsstellen:

Kann Bern

Kanton Solothurn

Kanton Zürich

bottom of page